Ernährung des Kindes im ersten Lebensjahr

Bei der Ernährung des Kindes im 1. Lebensjahr steht am Anfang die Phase der ausschliesslichen Milchfütterung für ca. 4-6 Monate. Hier ist Muttermilch als beste Ernährungsform unbestritten.

Vorteile für Mutter und Kind:

  • Schutz des Kindes vor bakteriellen und viralen Infekten
  • der Nährstoffgehalt passt sich dem Bedarf des Kindes an (auch während einer Mahlzeit: erst durstlöschend - später sättigend)
  • kann nach Bedarf (ad libitum) gefüttert werden → eine "Überfütterung" ist nicht möglich
  • Muttermilch hat immer die richtige Temperatur
  • Die Entwicklung des kindlichen Kiefers wird gefördert
  • Förderung der Mutter- Kind- Beziehung
  • Die Rückbildung wird gefördert
  • Unkomplizierte und kostengünstige Anwendung

Es gibt nur wenige Voraussetzungen, die das Stillen ausschließen bzw. einschränken:

  • eine schwere Grunderkrankung der Mutter ( HIV, Brustkrebs, Wochenbettpsychose)
  • ... oder des Kindes (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Frühgeborene, Herz- oder Atemwegsprobleme)
  • nimmt die Mutter beim Stillen kontraindizierte Medikamente ein, kann für diese Zeit die Muttermilch abgepumpt (und dann verworfen) werden, um danach wieder zu stillen

ErnaehrungstabelleDie Ernährung der stillenden Frauen sollte ausgewogen und gesund sein.
Ist eine Muttermilchernährung nicht möglich, und liegen in der Familie (Eltern, Geschwister) Allergien vor, sollte eine industriell hergestellte sogenannte hypoallergene (HA-) Milch gefüttert werden. Diese sind in Ihrer Eiweißstruktur unterschiedlich weit hydrolysiert (aufgespalten). Allergien können hiermit nicht sicher verhindert werden, die Ausprägung kann jedoch gemildert werden. Ihr Kinderarzt kann Ihnen in Ihrem individuellen Fall bei der richtigen Wahl helfen.

Liegen keinerlei Allergien vor, kann eine normale Säuglingsmilch gegeben werden. Hier gibt es verschiedene „Stufen“, die sich in Ihrer Kohlenhydratzusammensetzung unterscheiden:
Pré-Nahrungen:der Muttermilch angepasst, enthält nur Lactose, kann auch ad libitum gefüttert werden
Folgemilch 1:weitgehend angepaßt, enthält etwas Stärke
Folgemilch 2:frühestens ab 5. Lebensmonat, höherer Stärkegehalt (sättigender)
Folgemilch 3:nicht notwendig

Außerdem findet man auch noch weitere Spezialnahrungen, die z.B. statt Kuhmilch Sojamilch (Anwendung nur nach Rücksprache mit Kinder- und Jugendarzt) enthalten, oder bei speziellen Stoffwechselerkrankungen Anwendung finden.

Häufig sind die Mütter sich nicht sicher, ob ihr Kind genug Milch bekommt und somit „satt“ wird. Hier gilt als Faustregel: nimmt ihr Kind genug an Gewicht zu, so wird es auch satt.

Wieviel sollte ihr Kind zunehmen?

  • im ersten Halbjahr:    150-200g/Woche
  • im zweiten Halbjahr:  100g/Woche

Das Geburtsgewicht verdoppelt sich nach 4-5 Monaten (U4).
Zum ersten Geburtstag hat es sich verdreifacht. (U6).
Eine Gewichtsabnahme bis zu 10% in den ersten Lebenstagen ist normal.

Für die Zubereitung von Flaschennahrung gilt:

  • Pulver genau nach Angabe dosieren, nach dem Gebrauch Packung gut verschließen
  • jede Mahlzeit frisch zubereiten - nicht lange warm halten - Reste verwerfen!
  • Trinkwasser: Nitratgehalt max. 50mg/l. Vor Gebrauch abkochen
  • Spezielles Wasser zur Zubereitung von Nahrung nach Öffnung im Kühlschrank aufbewahren
  • Säuglingsflaschen nach dem Spülen sterilisieren/vaporisieren, da Säuglingsmilch für Krankheitserreger ein idealer Nährboden ist

Einführung von Beikost:

  • Mit der Einführung sollte erst nach dem vollendeten 4. Lebensmonat begonnen werden.
  • Auf Familienkost kann dann nach dem 10. Lebensmonat umgestellt werden.
  • Die Einführung der Beikost sollte schrittweise erfolgen. Eine regelmäßige Gabe von Fleisch, sowie 2 x wöchentlich eine Fischmahlzeit sind zur optimalen Versorgung mit Eisen und Jod ausdrücklich empfohlen.
  • Die Produkte sollten möglichst frei von Geschmacksverstärkern wie Gewürzen, Nüssen, Schokolade und anderen Aromen sein.
  • Getreide ist als Vollkorn am nährstoffreichsten
  • Zuckerzusätze sind überflüssig und fördern die Entstehung von Karies und die frühzeitige Gewöhnung an den süßlichen Geschmack. Oft ist der Zucker hinter Bezeichnungen wie z.B.: Fructose, Glucose, Glucosesirup, Honig, Maltodextrin, Maltose versteckt.
  • Die Produkte sollten kein zusätzliches Salz enthalten.
Beispiele für Breie:
1. Gemüse - Kartoffel- Fleischbrei
Gemüse: z.B. Karotte, Fenchel, Zucchini, Broccoli,
Spinat (frisch oder tiefgefroren - ohne Zusätze)
90g
- Kartoffeln 40g
- Saft oder Obstmus (erhöht den Vitamin C Gehalt) 30g
- Fleisch: Rind, Kalb, Geflügel, Lamm, Schwein
   (Fleischbedarf: 80-100g / Woche)
20g
- Öl 8g
- keine Gewürze, kein Salz, kein Zucker
ggf. Allergien beachten

2. Vollmilch-Getreide-Brei
- Milch (Vollmilch oder Säuglingsmilch)
- Getreideflocken (möglichst Vollkorn ohne Zusätze)

200ml Milch
20g Getreideflocken
20g Obstpüree oder Obstsaft

Sollten sie auf Gläschen zurückgreifen, ist folgendes zu beachten:

  • Vorteil: streng kontrollierte Herstellung nach definierten Qualitätsnormen und damit gleichmäßige gute Qualität, Schadstoffarmut, optimale Zufuhr an Energie und Nährstoffen.
  • so wenig verschiedene Zutaten wie möglich
  • ohne Zuckerzusätze
  • keine Zutaten wie z.B.: Nüsse, Aromen, Gewürze
  • möglichst ohne Salz, wenn dann mit Jodsalz
  • Achtung: in Gläschen sind oft nur 15g Fleisch enthalten. Um den Bedarf zu decken ist dann an ca. 5 Tagen/Woche Fleisch nötig
  • irreführende Beschriftung: z.B. ab 4. Monat, besser ab dem vollendeten 4. Monat!
  • auch hier Verfügbarkeit von Spezialnahrung für allergiegefährdete Kinder, Produkte für kuhmilchfreie oder glutenfreie Ernährung

Alternative Ernährungsformen
Diese sind vor allem außerhalb von generellen Empfehlungen von Kinderärzten kritisch zu betrachten. Häufig spielen geistige oder weltanschauliche Prinzipien hier eine größere Rolle, als naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Mögliche Folgen sind Mangelerscheinungen, da der Organismus des heranwachsenden Säuglings sich hinsichtlich des Nährstoffgehaltes deutlich von dem eines Erwachsenen unterscheidet. Einseitige Ernährung kann hier wie z.B. bei der veganischen Ernährung gravierende Mangelerscheinungen auslösen. Eine lactovegetarische Ernährung ist bei wohlüberlegter Nahrungsmittelauswahl (genügend hochwertiges Protein) dagegen mit nahezu ausgewogener Nährstoffzufuhr möglich.